Mallorca mit dem Mountainbike: Traumhaftes Berg-Meer-Panorama

Von | 10. Januar 2015

Biken statt Ballermann: Mallorca hat so viel mehr zu bieten als Eimersaufen im August. In der Nebensaison nämlich fliegst du für unter 100 Euro hin und zurück auf die Insel und zahlst auch vor Ort nicht wirklich viel. Weder für Verpflegung noch für Unterkünfte. Dann nämlich profitierst du vom geringeren Preisniveau Spaniens. Sogar in einigen touristischen Orten. Außerdem ist es auf den Balearen im Frühling und Herbst angenehm warm. Die Temperatur schwankt nur von 10 bis 20 Grad. Daher ist Zelten auch im März ne tolle Alternative. Deswegen wollte auch ich Mallorca zum Radeln nutzen, während es Anfang März 2013 nachts noch gerne Minusgrade hatte. Insgesamt war ich neun Tage auf der Insel – ohne jegliches Hotel.

Alpen Schnee Luftbild

Die Alpen sind im März noch verschneit, hier vom Flieger aus fotografiert. Mallorca wird aber 20 Grad warm sein.

Taugt Mallorca zum Fahrradfahren?

Ein Geheimtipp ist die Nebensaison auf Mallorca für Radler schon lange nicht mehr. Auf den Straßen tummeln sich nämlich mehr Rennradler als Autofahrer. Während ich daheim auf die Rücksichtslosigkeit der Autofahrer schimpfe, tun mir die auf Mallorca fast schon leid. Dort sind es eher die Rennradler, die waghalsig zwischen den Autos herumflitzen, sodass die Autos ganz schön aufpassen müssen, dass sie nicht unter ihre Räder kommen.

Daher macht die Helmpflicht, die außerorts in ganz Spanien gilt, auf der Insel durchaus Sinn. Ich war bislang ohne Helm unterwegs und hatte mir extra für den Urlaub daheim einen zugelegt. Eine gute Gelegenheit also damit anzufangen.

Das Inland ist größtenteils flach. Von der Hauptstadt Palma de Mallorca fährst du an den Nordstrand bei Alcuida in etwa einem halben Tag. Im Gebirge im Osten der Insel, der Serra de Tramunana, gibt es kaum eine flache Stelle. Dort ist es ein ständiges Auf und Ab. Die Landschaft mitsamt Aussichtspunkten lohnen sich aber.

Mallorca Flachland

Das Binnenland ist Flachland

Mallorca mit dem Mountainbike

Macht eine kurze Radreise auf Mallorca überhaupt Sinn? Wenn du dir die Insel auf Google Maps anschaust, stellst du fest, dass die Straßen an der Küste entlang nur wenige Hundert Kilometer lang ist. Sie einmal zu umrunden hatte ich ursprünglich vor, ich verliebte mich jedoch schnell in das Gebirge, die Tramuntana. Sie zieht sich über den ganzen Osten entlang.

Und da ich nicht der Rennradler bin, der in Rekordzeit das Flachland abfährt, war für mich schnell klar, dass ich hier mit dem Mountainbike ins Gebirge will. Außerdem soll zum Campen ja auch noch etwas Gepäck mit. Wie auf einer Radreise wollte ich auch dort autark unterwegs sein. Also ohne jegliche Hotelbuchung und stets im Freien schlafen oder Couchsurfen. Das sollte schließlich auch möglich sein.

Das eigene Rad mit dem Flieger auf die Insel zu hieven fand ich etwas umständlich. Außerdem kostete ein gutes Mietrad nicht mehr. Ich habe mir daher im Ort Peguera ein vollgefedertes MTB geliehen. Zelt und Schlafsack an Lenker und Sattelstange festgezurrt, Kleidung und Verpflegung im Rucksack und los ging die Tour.

Privado: Jeder Fleck der Insel ist im Privatbesitz

Des Wildcampers Feind ist Privatgrund. Bis auf wenige Ausnahmen ist die gesamte Insel in Privatbesitz. Das heißt, dass einige Feldwege auf der Karte gar nicht befahrbar sind, weil abgezäunt, oder rechts und links des Weges du stets Zäunen entlang fährst. „Privado“-Schilder sind daher oft zu lesen. Im Flachland empfand ich das als besonders ärgerlich.

Im Gebirge finden sich da schon eher Flecken zum Campen. Aber auch dort passierte es mir, dass ich vom Weg abgekommen bin und ich über einen Zaun klettern musste, der sich mitten durchs Gestrüpp zog. Ich wollte stets Privatgelände respektieren – dort aber war es mir schlicht nicht möglich umzukehren, da ich das Mountainbike mitschleppte.

Mallorca Wildcampen

Wildcampen auf Mallorca ist nicht einfach, im Gerbirge aber möglich – wenn auch trotzdem verboten

Wildcampen und Alternativen

Offiziell ist jegliches Wildcampen auf Mallorca verboten, nur um das klarzustellen. In den Bergen gibt es jedoch einige Hütten sowie einen Campingplatz – den einzigen auf der Insel. Bei den Hütten wird empfohlen, vorab zu reservieren. Ich nutzte sie nicht, daher kann ich nur den Campingplatz am Kloster Lluc empfehlen. Er kostet 5 Euro die Nacht und bietet (kaltes) Wasser in den Duschen sowie Toiletten.

Einige Wanderwege verlaufen zudem durch Privatgrund. Handelt es sich um eine offizielle Route, wie etwa den GR 221, gestatten die Grundbesitzer oft den Zugang. Im Gebirge gibt es außerdem am Wegesrand oft ebene Flächen fürs Zelten, wo nach Sonnenuntergang auch kein Mensch mehr unterwegs ist.

Wohl aber die Bergziegen, die mich nach Dämmerung einmal höllisch erschreckt hatten: Ich steckte den Kopf aus dem Zelt, als ich Geräusche hörte. Ich sah etwas vorbeihuschen und mir gefierte das Blut in den Adern. Später erinnerte ich mich an die Viecher, die mir tagsüber schon begegneten.

Was du auf Mallorca gesehen haben musst

Die kleinen Dörfer im Gebirge sind zwar voll mit Häuser wohlhabender Ausländer, haben aber trotzdem einen ländlichen Charme und wirken einheimisch. So etwa Estellencs, Valdemossa, Deja und Sóller mit Hafen Port de Sóller als wohl schönste Bucht. Im Sommer ist sie zwar recht überlaufen, in der Nebensaison war sie jedoch wunderschön.

Das Wasser ist zwar noch etwas zu kalt zum Baden – ich tats aber trotzdem zur Erfrischung. Außerdem boten die Strände meist Duschen, wo ich mich und meine Wäsche wusch. Der Südstrand von Peguera sowie der Nordstrand von Port de Pollenca boten schöne Panoramen. Wenn du aber nach der schönsten Badebucht suchst, so fahre einen Abstecher nach Cala Sant Vicenç.

Wenn du wie ich auf hohe Gipfel mit Ausblicke stehst, nimm dir den Massanella vor. Mit 1.350 Metern ist er der zweithöchste Berg der Insel – der höchste Berg mit ca. 100 Metern mehr, Puig Major, ist leider Militärsperrgebiet. Ihn hast du vom Gipfel des Massanella im Blick, genauso wie ein herrliches Panorama der Nordküste sowie des Inlandes.

Meine Vorab-Recherchen ergaben, dass der Massanella im Privatbesitz sei und „Eintritt“ kostet. Ja wirklich. Es soll ein Kassenhäuschen oben sein, was von Touristen 6 Euro kassiert. Ich konnte nicht genau herausfinden, wo es steht. OpenCycleMap zeigte auch mehrere Wege hoch. Ich bin den Weg vom Kloster Lluc hochgegangen und mir ist kein Kassenhaus begegnet. Das Kloster mit dem Campingplatz eignet sich hervorragend für einige Sternfahrten oder Sternwanderungen, wie ich sie gemacht habe.

Das Cap Formentor ist der nördlichste Punkt Mallorcas. Von Port de Pollenca steht aber erstmal ein deftiger Anstieg bevor. Und die ca. 15 Kilometer darfst du anschließend auch wieder zurück fahren. Die Steilküste ist auch ein beliebtes Ziel der Mietauto-fahrenden Rentnerhorde, mit der du dir außerdem die kurvenreiche Straße teilen darfst.

Port de Soller Bucht

Die Bucht von Port de Soller ist umso schöner von einem der Hügel drum herum aus bedrachtet

Öffentliche Verkehrsmittel: Bus und Bahn auf Mallorca

Mallorca verfügt über ein gutes Netz an öffentlichen Verkehrsmitteln. Per Bahn sind nur größere Städte miteinander verbunden, darunter nicht das Gebirge. Dort sind aber fast alle Dörfer per Bus erreichbar. Dreh- und Angelpunkt des Netzes ist die Estacio Intermodal am Plaça d’Espanya, zentral in Palma de Mallorca. Fahrradmitnahme gibt es bei den Bussen nicht, lediglich bei einigen Bahnlinien.

Von Palma fährt auch ein Bus direkt in die Berge ans Kloster Lluc. Nachdem ich das Rad abgegeben hatte, bin ich dorthin zurückgefahren, um einige Gipfel zu erklimmen, die ich mit dem MTB nicht erreichen konnte.

Um Verbindungen von A nach B mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu finden, empfehle ich die Routenplanung mit Google Maps. Die funktioniert generell in Spanien recht gut. Einfach als Verkehrsmittel das Bussymbol auswählen und Zeiten sowie Alternativen wählen.

Mallorca Dörfer

Bis auf die Hauptstadt Palma besteht Mallorca aus vielen kleineren Ortschaften

Mallorca – ein Radreiseziel?

Zugegeben: So eine Insel ist nichts für ausgiebige Radreisen, auf denen täglich um die Hundert Kilometer geschaufelt werden. In der Nebensaison ist Mallorca dennoch eine lohnende Radelinsel, die sich für einen einwöchigen Kurztrip anbietet.

Egal ob Rennradler, Tagestourer oder Mountainbiker – die Insel hat für jeden Geschmack etwas zu bieten. Ich mag den Ausblick von oben und die menschenlose Natur, daher gehörte ich zur letzteren Gruppe. Alle anderen bleiben eben im Flachland der Insel. Wie ganz Mallorca haben sich auch die Radverleiher auf das deutsche Publikum eingestellt und sind zum Teil sogar deutsche Firmen.

 

Warst auch du schon mal auf Mallorca zum Radeln und/oder Campen? Dann würden mich deine Erfahrungen interessieren. Ab damit in die Kommentare!

Kategorie: Allgemein

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