Regenbekleidung: Wie du auf dem Fahrrad dem Regen trotzt

Von | 10. Dezember 2014
Fahrrad Regenjacke K-Way

Das Wetter trübt meine Laune nicht. Höchstens, dass meine alte Regenjacke von K-Way nicht atmungsaktiv ist

Mit Regen ist auf nahezu jeder Tour zu rechnen. Hierzulande kann es zu jeder Jahreszeit schütten, daher geht kaum eine mehrtägige Radtour ohne wetterfeste Kleidung. Mit einem billigen Regenponcho oder einer Jacke aus dem Saisonangebot des Discounters brauchst du aber erst gar nicht losradeln. Wer hier spart, wird trotz wasserdichter Jacke nass: nämlich vom eigenen Saft. Atmungsaktive Regenbekleidung kostet eben etwas. Also wäre auch hier an der falschen Stelle gespart.

Nicht nur die richtige Kleidung hält einen auf einer Radreise trocken, auch das richtige Verhalten. Sofern du die Möglichkeit hast, check stets den Wetterbericht. Auf einer Radreise verweilst du selten lange an einem Ort. Daher sei dir dessen bewusst, wann du wo sein wirst. Mobiles Internet und eine Wetter-App sind hier Luxus.

Bevor du aber unterwegs die Regenklamotten auspackst, prüfe erst, ob du sie überhaupt brauchst. Eventuell handelt es sich nur um einen kurzen Schauer. Lieber eine kurze Pause eingelegt unter einer überdachten Stelle, sofern vorhanden. Oft regnet es auch nicht den ganzen Tag und du kannst deine Tagestour dementsprechend planen:

Regnet es nur vormittags, schlaf einfach etwas länger und fahr erst mittags los. Oder schlag etwas früher dein Zelt auf, wenn es den Abend durchregnen soll. Andererseits müssen die ersten Tropfen auch keinen Vollstopp fürs Umziehen bedeuten. Ein kleiner Sommerschauer kann durchaus erfrischend sein. Der Fahrtwind trocknet die Kleidung anschließend wieder.

Hardshell oder Softshell? Wasserdicht oder atmungsaktiv?

Sei es drum. Wer trotzdem durch den Regen radeln möchte, braucht entsprechende Kleidung. Als kleiner Exkurs in die Materialkunde sei gesagt, dass es stets gilt, einen Kompromiss aus wasserdicht oder atmungsaktiv zu finden.

Softshell gilt höchstens als wasserabweisend, ist dafür aber atmungsaktiv und die Ärmel kleben nicht ganz so schnell an der Haut, indem sie die Feuchtigkeit nach außen abführen. Softshell ist also eine gute Allround-Lösung, um in der Zwischensaison und kälteren Sommertagen nicht zu frieren, nicht zu schwitzen und nicht nass zu werden. Für Dauerregen ist Softshell jedoch keine Lösung.

Hardshell ist wasserdicht dementsprechend weniger atmungsaktiver. Teure Jacken versprechen zwar beides, was aber nur bedingt stimmt, denn es sind prinzipiell unvereinbare Gegensätze. Also je wasserdichter, umso weniger atmungsaktiv auch. Bei billiger Regenkleidung sparst du auf Kosten eines schlechten Kompromiss. Sie ist zwar meist wasserdicht, jedoch keinen Deut atmungsaktiv. Das ist deswegen umso schlechter, weil es weitaus unangenehmer ist, vom eigenem Saft durchnässt zu sein als vom Regen.

Unterschiede zwischen Hardshell und Softshell:

Hardshell Softshell
2- bis 3-lagig einlagig
wasserdicht wasserabweisend
winddicht windabweisend oder -dicht
Außenschicht Mittel- oder Außenschicht

Die richtige Regenjacke fürs Fahrrad: warm oder nur windfest und wasserdicht?

Jeder Mensch friert und schwitzt unterschiedlich, daher empfehle ich, mehrere Materialien durchzuprobieren. Meine erste Radjacke war die Softshelljacke Vaude Spectra*. Sie ist insofern toll, da sie eben alle oben beschriebenen Softshell-Eigenschaften aufwies. Eine Softshelljacke ist mir persönlich zu warm, daher gibt es für mich zwischen leichter Windjacke und Hardshell-Regenjacke nichts. Die Vaude-Softshell nehme ich deswegen gar nicht mehr auf Radreisen mit.

Ich habe mir nun die Gore Alp-X 2.0* geleistet. Sie hat zwar einen stolzen Preis, ist jedoch nicht nur wasserdicht, sondern auch ausreichend atmungsaktiv. Ich trage sie auch, wenn mir die leichte Windjacke zu kalt ist. Gegen die Kälte habe ich übrigends eine Merino-Weste, da ich an den Armen weniger friere. Falls doch, habe ich Armlinge zum individuellen Kombinieren.

Regenjacken fürs Fahrrad haben einen längeren Rücke und sind an die gebeugte Haltung angepasst. Daher solltest du auch nicht unbedingt auf Trekking-Jacken ausweichen.

Regenjacke mit langem Rücken

Regenjacken für Radler sind am Rücken länger geschnitten – Bild: Roland Tanglao/cc-by

Der Regenponcho: eine sinnvolle Alternative?

Ein Regenponcho liegt nicht eng am Körper an wie eine Jacke. Er hat daher den Vorteil, dass du nicht so sehr drunter schwitzt, er aber dennoch wasserdicht ist wie eine Hardshell-Jacke. Das hat aber auch den Nachteil, dass du dem Wind mehr Widerstand bietest, was das Radeln unerträglich machen kann. Für längere Regenstrecken ist er daher nichts und höchstens ein Notbehelf für Touren, auf denen du kaum Regen erwartest oder ohnehin nicht vor hast, länger im Regen zu fahren.

Ich habe dennoch zusätzlich einen Poncho dabei, nämlich einen Tarp-Poncho* von Sea to Summit. Es ist ein praktisches Teil, das Schlaufen an den Enden hat und mit abgeschnürter Kaputze und Schnüren zu einem Tarp (Sonnensegel) aufgespannt werden kann. Ich bin begeistert von der Vielseitigkeit: Es kann beispielsweise als „Vordach“ für das Zelt dienen, als Sonnenschutz oder für Ultraleicht-Camper auch als Not-Unterkunft, denn es wiegt lediglich 367 Gramm.

Brauche ich überhaupt eine Regenhose?

Rainlegs Regenhose

Rainlegs: Der „Latz“ für die Oberschenkel ist eine Alternative zur Regenhose  – Bild: Hans Dorsch/flickr/cc-by-sa

Wenn es regnet, ist es selten kalt und einige Radler verwenden einfach keine Regenhose. Das kann durchaus erträglich sein, wenn der Oberkörper und die Füße trocken bleiben und der kurzen Radlerhose die Nässe kaum etwas ausmacht. Bei heftigem Regen frieren aber dann doch irgendwann die Knie.

Was die Regenhose angeht, so gibt es auch hier Varianten in Softshell und Hardshell. An den Beinen permanent zu schwitzen ist nicht ganz so unangenehm wie am ganzen Oberkörper. Daher kann hierfür durchaus eine Discounter-Variante tauglich sein. Was aber neben der Wasserdichte wichtig ist, ist ein Reißverschluss. Ich hatte eine Aldi-Hose mit einem, der die Waden öffnet und etwas lüftet. Das war mir aber nicht genug, daher habe ich eine Regenhose mit komplett durchgehenden Reißverschluss gekauft, die Fluid Full Zip Pants II*von VauDe. Hier können die Hosenbeine komplett geöffnet werden und zwei Klettbänder an den Waden halten sie dennoch an den Beinen.

Wer schon mal in Jeans durch den Regen geradelt ist, weiß, dass vorne am Oberschenkel die feuchteste Stelle ist. Eine geniale Erfindung sind daher für mich die Rainlegs*. Sie schützen Oberschenkel und Knie vor Regen, wären der Rest der Beine ohnehin kaum nass wird. Für Radreisen sind sie deswegen so optimal, da sie kaum etwas wiegen und schnell angelegt sind.

In der Praxis haben sie sich bei mir bewährt, ich nehme aber dennoch lieber die Regenhose von VauDe mit auf Reisen, einfach weil sie – wie die Gore Jacke auch – mich etwas vor Kälte schützen und ich mir so eine extra Hose spare. Die Rainlegs nutze ich daher nur noch im Alltag.

Fast am wichtigsten: Überschuhe, Helmüberzug und Plastiktüten

Oberkörper und Beine sind trocken – okay. Kaltnasse Hände und feuchte Füße sind aber wohl das Schlimmste. Was die Schuhe angeht, so sind die wenigsten Radschuhe wirklich wasserdicht – sei es die Oberfläche oder an der Sohle wegen Cleats. Wie du Klickpedal-Schuhe mit Silikon wasserdicht bekommst, habe ich bereits hier beschrieben. Zusammen mit einem Paar Überschuhe* von VauDe bleiben meine Füße stets trocken. Sie haben jedoch den Nachteil, dass sie wirklich nur zum Radeln geeignet sind und auf längeren Fußmärschen Schaden nehmen können. Wer wie ich auf Radtouren auch einige Abstecher zum Wandern machen möchte, ist mit einem Paar Gamaschen besser beraten. Bislang hatte ich aber noch keine wirklich gebraucht.

Wasserdichte Handschuhe? Meist sind die wasserdichten doch eher gut gefütterte Winterteile, die im Sommerregen einfach zu warm sind. Ich empfehle daher auch hier das Zwiebelprinzip und die ganz normalen Fahrrad-Handschuhe mit einem Paar Überfäustlinge* zu kombinieren. Dass ich dadurch nicht mehr gleichzeitig schalten und bremsen kann, nehme ich dafür in Kauf, dass die Finger schön warm beieinander sind.

Einweg-Plastiktüten sind vielseitig einsetzbar und sollten daher auf keiner Radreise fehlen. Ich ziehe sie zum Beispiel über mein Smartphone am Lenker, wenn es regnet. Auf eine Regenfolie verzichte ich hier, da sie stark spiegelt. Außerdem helfen sie gegen nasse Socken. Auch der noch so wasserdichte Schuh wird irgendwann mal innen feucht. Nasse Füße sind grausam, daher ziehe einfach Tüten über deine (trockenen) Socken, bevor du die Schuhe anziehst.

Die Plastiktüten sind auch dazu geeignet, Wäsche in den Taschen zu organisieren, sie zusätzlich gegen Nässe zu schützen oder benutzte von sauberer Wäsche zu trennen. Zugegeben: besonders haltbar sind die Beutelchen nicht. Einweg ist Programm. Zip-Beutel sind eine haltbarere Alternative – für die Wäsche zumindest.

ziplock verschluss

Plastikbeutel mit Ziplock-Verschluss: ein praktischer Schutz vor Nässe

Welche Regenklamotten trägst du auf dem Fahrrad?

So, nun kennst du mein Setup mit all seinen Vor- und Nachteilen. Mich interessiert, wie du trocken durch den Regen radelst. Daher freue ich mich über jeden Kommentar.

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Kategorie: Allgemein

3 Gedanken zu „Regenbekleidung: Wie du auf dem Fahrrad dem Regen trotzt

  1. Dirk

    Zunächst: schöne Webseite! Weiter so …
    Was die Regenbekleidung anbelangt, so teile ich ganz die Ansicht – weniger ist mehr. War letztens auf Island gewesen. In 8 Wochen einmal innerhalb kürzester Zeit in einem halbstündigen Starkregenschauer bis auf die Knochen nass geworden, einen ganzen Tag mal nur im Regen und ab Nachmittag Nebel geradelt sowie wiederholt 2 bis 3 stündige Nieselregenschauer abbekommen. Meine Bekleidung dabei: Gore Softshell Windbreakerjacke, Hose aus gleichem Hause, No-Name Funktions T-Shirt, Sugoi Arm- und Beinlinge, ein Paar Sealskinz Socken, normalerweise aber Falke mit Merinoanteilen, Roeckl Handschuhe, Ecco Trekkingboots. Die im Gepäck zusätzlich befindliche NorthFace Regenjacke war lediglich für Abends im Gepäck, um die dann trockene Garderobe vor Feuchtigkeit zu schützen. Sah mich im Wesentlichen bestens ausgestattet mit dieser Kombination, alles trocknet noch während der Fahrt zügig, sobald der Regen nachlässt, lediglich an dem Tag, an dem es von morgens bis abends regnete war ich zum Schluß einigermaßen ausgekühlt. Bzgl. der Produkte – ich habe alle aus eigener Tasche bezahlt und stehe/stand nicht in Verhandlung mit den Firmen, für die Nennung der Namen irgendeine Gegenleistung zu beziehen! Bzgl. Gore kann ich im Vergleich zu Produkten anderer Anbieter lediglich sagen – die Sachen sind durchdacht und ihren Preis wert. Keine Nähte, die scheuern, tatsächlich atmungsaktiv, halten den Wind einigermaßen ab und nicht all zu Wasser durchlässig.

    Wer mehr über das Abenteuer erfahren möchte: http://www.dirk-prueter.de/tours/show/tour2016

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  2. Holger

    Vielen Dank für die Hinweise.
    Gibt es auch andere empfehlenswerte Ponchos für Fahrradfahrer?

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    1. Manu Beitragsautor

      Ich hab diesen Tarp Poncho. Find ich praktisch, da man ihn auch als Tarp aufspannen kann. Bin aber echt kein Fan von Ponchos – ich finde die Bewegungsfreiheit etwas eingeschränkt – in der oben genannten Regenjacke fühl ich mich einfach wohler und sie reicht mir.

      Hab auf früheren Touren den Poncho nur als Tarp benutzt und lasse ihn mittlerweile daheim. Für Ultralight-Trips wäre er halt ideal, da könnte er Zelt und Regenjacke ersetzen.

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