8 Gründe eine Radreise zu machen

Von | 1. Februar 2014

Eine Reise mit dem Rad fährt man nicht um des Radfahrens willen. Für sportliche Ambitionen ist das Reiseradeln nicht geeignet, das überlasse ich dem Rennradler und dem Mountainbiker. Auch wenn diese beiden Varianten natürlich auch ihren Reiz (auch für mich) haben. Es ist hier Mittel zum Zweck, um die Welt zu sehen. Und dafür eignet es sich bestens – aus den folgenden Gründen:

Campen auf einer Radreise

Radreisen: Die Welt ist dein Zuhause

1. Das Fahrrad hat die genau richtige Reisegeschwindigkeit

Klar, Backpacker haben nicht den ganzen Tag in die Pedale zu treten. Langsam reisen bzw. neudeutsch auch “slow travelling” genannt, hat was. Dennoch kann man lediglich nur in engen Regionen wandern. Möchte man weiter durchs Land, ist man auf Bus/Bahn/Flug angewiesen und verpasst womöglich landschaftliche Reize, die dazwischen liegen.

Mit dem Rad reist man langsam genug, um die Umwelt intensiv wahrnehmen zu können. Dennoch kommt man noch schnell genug vorwärts, um weite Strecken zurücklegen zu können. Durch das sich ständig verändernde Panorama entstehen stets neue Eindrücke, wobei das Tollste ist, ein Gespür für die Distanzen zu bekommen zusammen mit dem beeindruckenden Gefühl, es aus eigener Muskelkraft zurückgelegt zu haben.

2. Fahrrad fahren kann man überall auf der Welt

Es gibt kein Kontinent, der nicht mit dem Rad erobert werden kann. Natürlich werden die meisten und auch schönsten Berggipfel nur zu Fuß erreicht. Ohne Rad muss man aber dennoch auf andere Verkehrsmittel zurückgreifen. Natürlich gibt es Länder, die weniger für Anfänger geeignet sind. Die Welt ist jedoch noch groß und schön genug, um genug Alternativen für jeden Radreise-Geschmack zu bieten. Die grundsätzliche Unabhängigkeit, im Prinzip jeden Ort bereisen oder durchqueren zu können, ist schließlich eine Freiheit, die eigentlich nur Radreisenden vorbehalten ist.

3. Fahrrad und Ausrüstung müssen nicht teuer sein

Ein häufiger Anfängerfehler – auch meiner damals – ist der, der Qualität von Rad und Ausrüstung einfach zu viel Bedeutung beizumessen. “Schuld” sind die Veteranen auf Weltreise, die an dieser Qualität eben nicht sparen dürfen und man sich verständlicherweise an deren Rad und Ausrüstung orientiert. Ein Anfänger hingegen darf nicht nur, sondern sollte es sogar klein anfangen – sowohl was die Touren als auch was das Rad und Ausrüstung betrifft. Ist man noch keine langen Strecken gewohnt, sollte ohnehin zunächst klein anfangen und sich langsam steigern. Und das geht auch mit dem einigermaßen brauchbaren Mountainbike oder Trekkingrad, das vielleicht noch im Keller steht. Als blutiger Anfänger sollte man sich auch schon deswegen keinen Radreisepanzer kaufen, um eigene Vorlieben zunächst genau zu kennen.

Darauf möchte ich im Detail in einem späteren Artikel eingehen. Jetzt aber möchte ich nur klarstellen, dass erste “Fahrversuche” in Sachen Radreisen mit einem einfachen aber anständig gewarteten Rad machbar sind. Ähnliches gilt für die Ausrüstung: Qualitativ gute Kleidung und Camping-Artikel müssen nicht teuer sein. Je nach Artikel werden ab einem gewissen Preisniveau die Sachen lediglich leichter oder haltbarer, aber nicht unbedingt besser. Auch diese These werde ich mit praktischen Produktvergleichen belegen. Fazit: Schnappt euch euer altes Stadtrad, lasst den Fachmann drüberschauen und raus damit zur Wochenendtour!

4. Eine Radreise ist die günstigste Art, die Welt zu bereisen

Auch das ist eine kühne Behauptung und könnte von Minimalisten oder eigentlich viel eher von Backpackern widerlegt werden. Mir geht es aber ums Preis-Leistungs-Verhältnis: Mit keiner anderen Art und Weise reist man so viel für sein Geld. Ok, was Backpacker mehr in Hostels stecken, investiert der Radler in sein Gefährt. So viel Landschaft fürs Geld gibt es aber nur mit dem Rad. Dabei geht es nicht auf Verzicht – eher darum, für größere Kostenpositionen günstigere aber ebenso effektive Alternativen zu finden. Wer als Radler kein Hostel-Hopping macht, sondern im Zelt schläft, spart sich die Kosten für die Unterkunft, was auf Reisen einen Großteil ausmacht. Dafür gönnt man sich vielmehr eine Pizza im Restaurant, was ebenso ein Luxus ist, aber finanziell nicht allzu sehr ins Gewicht fällt. Zeltnächte und Mahlzeiten mit Gaskocher zubereitet müssen jedoch nicht unkomfortabel bzw. mager ausfallen. Auch darauf werde ich noch im Speziellen eingehen.

5. Überdurchschnittliche Fitness ist keine Voraussetzung

Zunächst hier auch der “Disclaimer”: Es kommt natürlich auf die eigenen sportlichen Ansprüche an. Trotzdem: Um längere Strecken mit dem Rad zurückzulegen, ist keine besondere Ausdauer oder Training nötig. Daher gibt es Reiseradler jeden Alters, Geschlechts und Bauchumfangs. Am Anfang sind die Tagesstrecken etwas kürzer, aber das dürfen sie auch. Ich rate ohnehin sich langsam zu steigern, was die Tagesstrecken angeht. Und was ist mit zahllosen, nahezu unbezwingbaren Steigungen? Einfach absteigen und schieben. Na und? Bloß keinen falschen Ehrgeiz entwickeln. Eine Radreise soll man genießen können. Wer gegen seinen Schweinehund radeln will, tut das besser auf dem Rennrad oder Mountainbike.

Also: Besser wird man von alleine. Hört man auf seinen Körper, passt man das Rad und sein Reiseverhalten entsprechend an, kann die Reise auch genossen werden.

6. Fahrräder haben eine einfache Technik

Der Horror schlechthin: Man ist mit dem Rad im australischen Outback unterwegs und dann – Radpanne! Kein Radhändler da, der mir Schlauch, Kette oder Seilzug flicken kann. Ich sehe schon die Geier kreisen! (Gibt’s in Australien überhaupt welche? War noch nie da! 😉 ) Das Gute daran, sich solche Gedanken zu machen ist die Bestätigung, dass im Kopf auch wirklich alle Eventualitäten durchspielen. Grundsätzlich ist man lieber vorsichtiger als zu naiv – erst recht als Individualreisender.

Aber: Mal ganz davon abgesehen, dass wenn man wirklich diese Pannen nicht beheben kann, sich besser zunächst auf den Donau-Radweg und ähnliche dicht besiedelte Gebiete beschränkt, ist die gute Nachricht, dass die Fahrradtechnik kein Hexenwerk ist. Solche Pannen zu beheben – ja sogar zu vermeiden und minimieren – ist erlernbar. Dabei braucht es kein Zweiradingenieur-Diplom. Um laufen zu lernen ist auch kein Medizinstudium nötig, damit man die arbeitenden Muskelgruppen sezieren könnte. Mit etwas Erfahrung und Wissen in Reparatur, Wartung und nicht zuletzt auch richtigem Fahrverhalten (bremsen und schalten), lassen sich die meisten Reisen bewältigen.

7. Komfort und wenig Geld ist kein Widerspruch

Nicht zuletzt ist das stets eine individuelle Frage, woran man leicht sparen kann und woran nicht. Ich persönlich etwa schlafe bestens auf einer Trekking-Luftmatratze und im Sommer in meiner Hängematte mit eingenähtem Moskitonetz. Als Mahlzeiten sind einfache Nudeln und Reis für mich Festessen. Ich war nie der Gourmet, daher macht mich auch einfache und kalte Nahrung satt und glücklich. Auf einer einfachen Isomatte schlafen könnte ich aber nicht auf Dauer. Daher habe ich daran nicht gespart.

Campen ist für das Ausleben der ultimativen Freiheit beim Reiseradeln untrennlich, um den Anspruch erfüllen zu können, überall dort sein zu können, wo es schön ist oder wo man will. Ein Sonnenauf- und untergang auf einer Berganhöhe entspricht für mich eher dem Begriff Komfort als ein steriles Hostelbett.

Trotzdem: Man muss nicht zelten, um Geld zu sparen. Hostel- und Hotel(!)-vergleiche im Internet bieten selbst in Industrieländern ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis für eine Unterkunft. Je nach Auslastung habe ich Hotelzimmer ergattert, die günstiger waren als ein Bett im Hostel-Schlafsaal.

8. Verschiedene Fahrradtypen bedienen alle Geschmäcker

Es gibt nicht DAS Reiserad. Zwischen Rennrad und Mountainbike gibt es auch entsprechende reisetaugliche Räder, die ebenso leichte Flitzer oder robuste Crosscountry-Panzer sein können. Der “Randonneur” ist das typische Rennrad mit Gepäckträger. Mountainbiker biedern sich dem Reiseradeln mit dem “Bikepacking” an. Beides erlaubt entsprechende mehrtägige Touren. Oft entwickeln oder verändern sich gewisse Vorlieben und Tendenzen mit der Reiseerfahrung. Vor einer längeren Tour sollte man seinen Typ kennen.

Bild: thx to jbdodane / cc-by

Kategorie: Allgemein

2 Gedanken zu „8 Gründe eine Radreise zu machen

  1. Daniela

    Hallo Manu,

    die Argumente für eine Radreise hast du schön zusammen gefasst. Ich könnte sie alle so unterschreiben. Eine kleine Ergänzung habe ich noch.

    Wenn ich mit dem Rad unterwegs bin, habe ich immer das Gefühl, dass die Menschen besonders freundlich zu einem sind und einen mit offenen Armen empfangen.

    Was meinst du?

    Liebe Grüße

    Daniela

    Antworten
    1. Manu Beitragsautor

      Hi Daniela!

      Das liegt bestimmt daran, dass man als Radler selbst geistig und körperlich ausgeglichener ist und deswegen freundlich auf sie zu geht. Die Mitmenschen reagieren deswegen wohl entsprechend ebenso netter.

      Gruß
      Manuel

      Antworten

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